Einführungrede von Lukas Holicki:
„Das Thema “Waldleben” spannt einen vielfältigen Themenkomplex auf. Rinder begegnet dem in ihrer Arbeit mit einer herausragenden Beobachtungsgabe und mit sehr großer Sorgfalt. In ihren Druckgrafiken fügt sie wiederkehrende Motive collagenartig und teilweise sehr experimentell, teilweise sehr geplant zusammen. Auf diese Weise illustrieren diese Motive in immer unterschiedlichen Kombinationen, immer unterschiedliche Aspekte des Themengebiets. Die einzelnen Bausteine der Collagen werden teilweise sehr präzise, fast fotorealistisch abgebildet, andere verschwommen und dunkel und undeutlich. Dabei begegnen Ihnen die Flora und Fauna des Waldes als Hauptakteure, die selbst sehr konkret dargestellt werden, sich dann allerdings in undeutliche oder abstrakte oder schwierig auszumachende Hintergründe fügen.
Hier zum Beispiel kriecht ein Salamander über einen dunklen Blättervorhang, dort ein Hirschkäfer über einen Flechtenbewuchs. Andernorts kriecht derselbe Hirschkäfer über die symmetrische Haut einer Erdnuss (die selbst im Übrigen auch ein wiederkehrendes Motiv ist, das besondere Beachtung verdient).
Das florale Tapetenmuster tritt immer wieder mehr oder weniger subtil in Erscheinung, mal als flächiger Hintergrund, mal als Textur eines Objekts, aber immer im krassen Kontrast zu den organischen Formen der Waldmotive im Vordergrund.Die Fliegenpilze treten hier leuchtend grün texturiert in den Vordergrund, während andererseits dieselben Fliegenpilze kontrastarm hinter einem blutroten Farbvorhang verschwinden.
Genauso hockt eine riesige Spinne über den Längen- und Breitengraden ihres Netzes, das über dieselbe knallgelbe Blumentapete gespannt ist; dann wiederum die Spinne über einem Pilzmotiv schwebend im Dunkel des Unterholz, sehr schwierig auszumachen.
Auf diese Weise setzt sich das Thema der Ausstellung in jedem Werk und in jedem Motiv ein wenig anders durch und gibt einen roten Faden aus Wiedererkennen und Variation vor.“