Artikel zur Ausstellung „Deutungsmuster – Between the lines“

 

„Kompositionen für Auge und Gemüt“

VERNISSAGE Studentinnen der Kunstpädagogik stellen im „Pferdestall“ aus / Assoziationen des Betrachters freien Lauf lassen

HUNGEN – (inf). Es sind die Motiv-Wiederholungen, die auffallen. Immer wieder Tiere und Menschen, in immer wieder anderem Kontext, in anderen Beziehungen zueinander und zu ihrer Umwelt. Diese besteht fast immer aus minimalistischen Umrissen. Hier ein angedeuteter Wald, da ein Pilzgeflecht, eine Landschaft oder ein Zimmer. Zu sehen sind diese Bilder in der Ausstellung „Deutungsmuster – Between the lines“, die am vergangenen Samstag im Pferdestall des Hungener Schlosses eröffnet wurde und noch bis zum 19. April immer am Wochenende zu besichtigen sein wird.

Die Kunstpädagogikstudentinnen Saskia Bley und Teresa Rinder zeigen mit insgesamt zwölf Exponaten Werke, die größtenteils abseits der Universität erschaffen wurden und die alle das Thema „Druckgrafiken“ umfassen. Ob Holz- oder Linoleumschnitte, Ölpausen oder ganz neue, experimentelle Drucktechniken – die Werke wirken, neben dem eigentlichen Blickpunkt, abstrakt. Gegenständliches (wie Figuren von Tieren oder Menschen, die immer irgendwie im Vordergrund stehen) sind vermischt mit fast bis zur Unkenntlichkeit verfremdeten oder nur angedeuteten Motiven.

Es sind vor allem die Gegensätze, die in der Schwarz-Weiß-Gestaltung vieler der Werke auffällt, unterschiedliche Kompositionen von lichten Blickpunkten hier und tintiger Schwärze da. Doch das heißt nicht, dass nicht auch Farbe ins Spiel gebracht wird – doch immer dezent, irgendwie im Hintergrund. Es finden sich in den Bilderserien sogar narrative Elemente, die eine Geschichte zu erzählen scheinen. So hat man das Gefühl, dass die Personen, die Bley alten Schwarz-Weiß-Fotografien von Familienangehörigen entnommen hat, aus dem imaginären Kontext, in dem sie sich befinden, zu entkommen suchen, indem sie immer wieder aus dem Bild und dem hinterlegten Farbraum herausgreifen.

Rinder, so erklärt sie, bezieht sich in einem Teil ihrer Werke auf geometrische Muster, die sich in den Bildern immer wieder finden lassen. Und so ist die ganze Ausstellung eine Komposition fürs Auge und das Gemüt – im ganz positiven Sinn. Stark im Kontrast dazu stand der von Pedro Hafermann vorgetragene Text „Die Pilzfresserin“, der bisweilen düster, morbide und ab und an ein wenig befremdlich daher kam. Es ist übrigens nicht die erste Ausstellung der beiden Kunstpädagogikstudentinnen. Werke von ihnen waren bereits bei der Kiz-Ausstellung im Hungener Kulturzentrum zu sehen. Auch der Trafoverein Gießen und das Projekt Kunst im öffentlichen Raum zeigten bereits Bilder der beiden Frauen aus Gießen. Auch an der Universität stellen beide regelmäßig aus. Wichtig ist ihnen, dass der Betrachter der Werke selbst seine Assoziationen spielen lässt – sie wollen keine Regeln vorgeben.

 

 

http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kreis-giessen/hungen/kompositionen-fuer-auge-und-gemuet_17793439.htm